Das vor allem am Myvatn häufig zubereitete isländisches Rúgbrauð ist ein süßliches, saftiges und leicht klebriges Roggenbrot, das traditionell über viele Stunden durch Erdwärme gebacken wird. Die Gegend rund um den Myvatn See im Norden Islands eignet sich aufgrund der zahlreichen Hochtemperaturfelder ideal zum Backen mit Erdwärme.
12 Stunden bei 100°C
Da wir bei uns leider sehr tief graben müssten, um eine entsprechende Wärme zu finden nutzen wir kurzerhand den Backofen auf Niedrigtemperatur. Das Rúgbrauð nach einem leicht abgewandelten Rezept von Ylva wird insgesamt 12 Stunden gebacken (es gibt auch Varianten mit kürzerer Backzeit, die haben mich jedoch noch nicht überzeugen können, da das Brot nicht saftig genug wird).
Durch die lange und schonende Backzeit bekommt das Brot seine süßlich, feuchte und leicht klebrige Konsistenz, die zunächst eher an einen Kuchen als an ein Brot erinnert. Geschmacklich findet sich das Rúgbrauð irgendwo zwischen Schwarzbrot und Pumpernickel.
Die Sache mit dem Milchkarton
Auf den ersten Blick erscheint ein handelsüblicher Milchkarton als Backform sicherlich merkwürdig, aber keine Sorge: Es funktioniert wunderbar! Der Milchkarton verleiht dem Brot zum einen seine charakteristisch quadratische Form. Durch das verschlossene Backen bekommt das Brot außerdem keine gewöhnliche Kruste und bleibt herrlich saftig. Da das Brot nur bei 100°C backt müsst ihr euch auch keine Sorgen machen, dass möglicherweise die Beschichtung des Kartons beschädigt wird oder gar der Karton in Flammen aufgeht. Nur Mut, das Brot schmeckt großartig. Und damit sich die Mühe auch lohnt backt ihr am besten gleich mehrere Brote. Die halten sich wunderbar einige Tage frisch und lassen sich natürlich auch einfrieren.
Zutaten für 1 Brot
200 g Roggenmehl
40 g Vollkornweizenmehl
80 g Zucker
1/2 Päckchen Trockenhefe
1 TL Salz
225 ml Milch
Backpapier
Alufolie
1 Milchkarton (1 Liter)
Zubereitung
Der Ofen wird auf 100°C Ober- Unterhitze vorgeheizt. Das Roggen- und Vollkornweizenmehl sieben, Zucker, Trockenhefe und Salz hinzufügen und alles miteinander vermischen. Die Milch leicht erwärmen (nicht aufkochen und sie darf auch nicht zu heiß werden). Die warme Milch zu den Trockenzutaten geben und zu einem Teig vermischen.
Die Oberseite des Milchkartons (mit dem Verschluss) mit einem Messer abschneiden, den Karton mit heißem Wasser ausspülen und abtrocknen. Da das Brot hinterher sehr feucht und leicht klebrig ist habe ich ein Stück Backpapier für den Boden des Milchkartons zugeschnitten. Ein weiteres Stück Backpapier wird auf die Höhe des Milchkartons zugeschnitten und dann jeweils an den 4 Ecken geknickt, sodass man auch die Seiten des Kartons mit Backpapier auskleidet. Nun füllt ihr den Milchkarton ein. Dabei müsst ihr darauf achten, dass keine Luftblasen im Teig entstehen. Am besten stoßt ihr den Karton zwischendurch immer wieder auf die Arbeitsfläche auf, dann kann sich der Teig gut verteilen. Da der Kuchen beim Backen sehr stark aufgeht darf der Milchkarton nur bis zur Hälfte befüllt werden. Zum Abdecken während des Backens legt ihr ein Stück Alufolie auf die Öffnung.
Nun stellt ihr den verschlossenen Milchkarton auf ein Backblech und schiebt ihn in der untersten Schiene für 12 Stunden in den Ofen. Nach dem Backen das Brot auskühlen lassen und dann vorsichtig aus dem Karton lösen. Dazu habe ich den Karton einfach an den Seiten mit einem Messer vorsichtig eingeschnitten.
So schmeckt Rugbraud am besten
Salzige und herzhafte Aufstrichen sind die optimale Kombination für das sehr süßliche Brot. Einfach ein bisschen grobes Meersalz darüber streuen und schon gibt es durch die süß-salzige Kombination einen richtigen Kick auf der Zunge. Eine leckere gesalzene Butter oder Frischkäse mit ein bisschen Salz, rotem Pfeffer oder Schnittlauch passt auch prima. Auch würzige Fleischpasteten schmecken sehr gut dazu. Traditionell essen die Isländer das Rugbraud am liebsten zu Plokkfiskur, einer Art Kartoffel-Fisch-Stampf.
Habt ihr schon einmal Rugbraud probiert und vielleicht noch ein anderes ebenso wohlschmeckendes Rezept für dieses traditionelle Brot? Oder kennt ihr andere ungewöhnliche Rezepte, die ihr von euren Reisen mitgebracht habt? Noch mehr Rezepte aus der isländischen Küche sind z. B. der einfache Hochzeitskuchen Hjónabandssæla, der salzig-süßer-Apfelcrumble oder salzig-süßer-Apfelcrumble.